Am 14. November 2019 trafen sich rund 60 Ver­treter der Schloss- und Beschlagindustrie sowie des Baubeschlagfachhandels zur jährlich statt­findenden Ständigen Konferenz in Frank­furt a. M.
20.11.2019 - Dialog & Termine - Ständige Konferenz

Ständige Konferenz tagte in Frankfurt a. M.

Am 14. November 2019 trafen sich rund 60 Ver­treter der Schloss- und Beschlagindustrie sowie des Baubeschlagfachhandels zur jährlich statt­findenden Ständigen Konferenz in Frank­furt a. M.

Am 14. November 2019 trafen sich rund 60 Ver­treter der Schloss- und Beschlagindustrie sowie des Baubeschlagfachhandels zur jährlich statt­findenden Ständigen Konferenz in Frank­furt a. M. In den Konferenzräumen der Messe Frankfurt konnten der FVSB-Vorsitzender Karl Kristian Woelm und Martin Meesenburg, Sprecher des Arbeitskreises Baubeschlag im ZHH, die Teilneh­mer zu diesem nach strengen kartell­recht­lichen Compliance-Regeln durchgeführten Branchentreff begrüßen.

Karl Kristian Woelm konnte trotz aller Unsicherhei­ten für die Industrie Zuwächse vermelden. Die Bauwirtschaft entwickelt sich entgegen konjunk­tureller Eintrübungen weiterhin gut. Zusätzlicher Wohnraum wird dringend benötigt, Kredite sind billig und die Flucht in Sachwerte hält an. Her­aus­forderungen ergeben sich durch den sich verschärfen­den Fachkräftemangel, die überbordende Bürokra­tie sowie Kostensteigerungen in vielen Bereichen, z. B. Löhne, Energie und Transport. Der stellver­tretende FVSB-Geschäftsführer Holger Koch ver­wies auf das inzwischen recht deutlich abgekühlte Geschäftsklima im Lande, wovon die Schloss- und Beschlagindustrie nicht völlig unverschont bleibt. Zulieferer zur KFZ- und Möbel­industrie sind von dieser Entwicklung bereits deutlich betroffen, wohingegen die bauzuliefernden Schloss- und Beschlaghersteller von dem enormen Bauüberhang profitieren können, der bis Ende 2018 auf fast 700 Tausend bereits genehmigte, aber noch fertigzustellende Wohnungen angewachsen ist. Die Prognosen für den Fenster- und Außentürenmarkt sind daher auch für die Jahre 2019 und 2020 positiv. So sollen 2020 rund 1,482 Mio. Außentüren (+2,0 Prozent) und 14,6 Mio. Fenstereinheiten (+1,4 Prozent) abgesetzt werden, was aber auch die Attraktivität des deutschen Marktes für ausländische Wettbewerber weiter steigen lässt.

Martin Meesenburg prognostizierte nach guten Umsatzsteigerungen im ersten Halbjahr für das Gesamtjahr 2019 ein Umsatzwachstum von rund 2,9 Prozent im Baubeschlagfachhandel. Für das nächste Jahr sei der Handel weiterhin zuver­sicht­lich, "auch wenn es zusehends schwieriger wird, die PS auf die Straße zu bringen" ergänzt Meesen­burg mit Blick auf weiter steigende Kapa­zi­tätseng­pässe insbesondere im Bausektor und im Hand­werk. Auch bleibe der Bedarf an Wohnraum  wei­ter­hin deutlich höher als die Fertigstellungen. Mit einer gewissen Sorge nimmt der Baubeschlagfachhandel das Sterben traditioneller Handwerks­betriebe zur Kenntnis. Die zunehmenden "werkstattlosen Montagebetriebe" führen zu nachhal­tigen Änderungen in der Kundenstruktur.

Niklas Schulte, Geschäftsführer des Arbeitskreises Baubeschlag, ging näher auf die Entwicklung einzelner Sortimente ein, wonach 2019 der Türbeschlag (+3,6 Prozent) stärker zulegen wird als der Fenster­be­schlag (+0,5 Prozent) — eine direkte Folge des steigenden Import­drucks. Die beste Umsatzentwicklung sieht der Baubeschlagfach­han­del derzeit bei der Sicherheitstechnik sowie bei Service und Dienst­leis­tungen. Umsatzrückgänge werden hingegen in diesem Jahr erneut beim Möbelbeschlag und beim Handel mit Werkzeugen erwartet. Zu den größten Herausforderungen zählt der Fachhandel den steigenden Preisdruck, der durch Prozesskostenoptimierung dank zunehmender Digitalisierung abgemildert werden könnte. Der eingeschlagene Weg, Artikelstammdaten zukünftig auf Basis der noch zu verfeinernden ETIM-Klassifizierung auszutauschen, findet bei Industrie und Handel Zustimmung, bedarf jedoch noch weiterer Vorarbeiten.

FVSB-Geschäftsführer Stephan Schmidt berichte­te über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Nor­mung. Die nur mühsam zu durchschauende Viel­falt der Normen lassen den Normungsprozess zu einer "never ending story" werden. Unterschiedli­che Normungsarten, mit oder ohne CE-Kenn­zeich­nung, CE-Kennzeichnung nur bei Verwen­dung mit Brandschutz, verschiedene Verfahren zur Bewer­tung und Überprüfung der Leistungsbestän­digkeit oder auch die unterschiedlichen Vorgehensweisen bei der Nennung von Normen im OJEU machen die Verfahren kaum noch abschätzbar. Im Zusammenhang mit der DIN EN 14351-2 ging Schmidt dabei auf die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten der Normen ein. Die ARGE, der europäische Verband der Schloss- und Beschlaghersteller, leistet hier wichtige Hilfe. Nicht nur bei der Normung, auch bei Themen wie den aktuellen Entwicklungen bei Richtlinien und Verordnun­gen, z. B. REACH und RoHS.

Abgerundet wurde das Tagungsprogramm durch zwei interessante Gastvorträge: Michael Angerbauer, Senior Foreign Trade Manager beim ZWEI, berichtete über den aktuellen Stand beim BREXIT. Die aufgezeigten Szenarien verdeutlichten die nicht zu unterschätzenden Auswirkungen auf die zukünftigen Beziehungen zum Vereinigten König­reich. Auf sehr unterhaltsame Weise wurden dabei die Kon­sequenzen für Handel und Industrie aufgezeigt. Insbesondere Zoll­formalitäten, Nachweise des Warenursprungs und Zollzahlungen dürften zu deutlichen Mehrbelastungen beim bisher freien Waren­verkehr führen.

Jalina Maaßen vom Institut für Handels­forschung (IFH) Köln berichtete von der Förder­initiative Mittelstand Digital als Angebot des BMWi und Teil der Digita­len Agenda. KMU erhalten dabei kostenlos und neutral Informationen über Chancen und Risiken der Digitalisierung. Durch zahlreiche Partner ist fachkompetente Beratung vor Ort gewährleistet. Dabei werden Vorträge, Workshops und Webinare ebenso angeboten, wie Unternehmersprechstun­den, die Vorstellung von Best-Practice-Lösungen oder die Erstellung von Leitfäden, Checklisten und Infoblättern. Eine Gegenüberstellung des Einkaufsverhalten früher und heute machte den Handlungsbedarf anschaulich deutlich.

Als Gastgeberin präsentierte Iris Jeglitza-Moshage, Geschäftsleitung Messe Frankfurt Exhibition GmbH, Hintergründe zum Messe­standort Frankfurt. Dabei wurde näher auf die internationalen Veranstaltungen intersec und secutech eingegangen. Besonderes Interesse fand die Entwicklung der light+building im Bereich der Home and Building Automation. Zum Ab­schluss der Tagung bestand für die Teilnehmer die Gelegenheit, das an der Südwest­seite der Halle 4 gelegen Operation & Security Center (OSC) zu besichtigen. Mitarbeiter der Messe Frankfurt führten durch die in dieser Form einzigartigen Ein­richtung in der Messewirtschaft. Das OSC beherbergt die Zentrale Leitstelle, die Unter­neh­mens- und Veranstaltungssicherheit, den Brand­schutz und die Gebäudeleittechnik der Messe Frankfurt. Gleichzeitig sind die Behörden­vertreter der Polizei und Feuerwehr, der Rettungsdienste sowie des Sicherheits- und Ordnungsdienstes dort stationiert und übernehmen die Koordination im Notfall.

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